3 wichtige Übungen als Vorbereitung zum Hängerverladen
Das Problem mit Pferden, die nicht zu verladen sind, hat sicher jeder schon gesehen oder selbst erlebt. Man kann dieses Problem mit etwas Zeitaufwand einmal im Pferdeleben lösen für den Rest dieses Pferdelebens, doch ich stelle immer wieder fest, dass viele Pferdebesitzer dann, wenn Sie wegfahren müssen (Turnier, Kolik, Stallwechsel etc.) die schon verdrängten Hängerprobleme nun erneut sehen und mit Zwang oder guten Worten versuchen zu lösen.
Das erinnert mich an den Spruch von Albert Einstein: “Die Definition von Wahnsinn ist es, immer und immer wieder das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten.“ Also wenn ich weiß, dass das Pferd nur mit Longe um den Hintern, ziehen vorne und schieben hinten, Zuckerbrot und Peitsche zu verladen ist und mir niemals die Zeit nehme, daran etwas zu ändern, wird es auch immer so bleiben oder sogar noch schlimmer werden.
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Eine Vorstellung davon, wie das Ergebnis aussehen könnte, kannst Du Dir auf dem Video auf dieser Seite hier(klicken) anschauen. Es zeigt verschiedenen Schüler und Pferde beim Verladen ihrer Pferde.
Oft höre ich auch: “Mein Pferd geht in den Hänger“ und dann sehe ich, dass es vorne gezogen, mit Futter motiviert und hinten angetrieben werden muss. Jeder kann ein Pferd dazu zwingen etwas zu tun (z. B. in den Hänger zu gehen), doch wir wissen alle aus dem eigenen Leben, dass es eine andere Qualität hat und sich besser anfühlt, wenn man etwas freiwillig tut.
Wenn ich ein Pferd in den Hänger zwinge oder es überliste, und dann mit ihm weg fahre, wenn es endlich drinnen ist, obwohl es dies nicht wollte, darf ich mich nicht wundern, wenn beim Fahren oder Ausladen Unfälle passieren und das Pferd das nächste Mal noch nicht einmal mehr auf die Rampe gehen will. Warum haben nun viele Pferde anscheinend ein Problem mit dem Pferdehänger?
Fluchttiere wie das Pferd meiden generell jegliche Art von Engpässen, denn in einem Engpass ist das Fluchttier dem Raubtier ausgeliefert. Engpässe als solche gibt es meines Erachtens nach in 3 großen Varianten.
1. Drüber: Also z. B. über etwas drüber gehen oder springen, das kann eine Plane sein, ein Cavaletti oder ein größerer Sprung, eine Brücke etc.
2. Drunter: z.B.unter einem tief hängenden Ast durch, durch eine niedrige Tür durch, durch ein Flatterband usw.
3. Durch: z. B. durch enge Türen oder zwischen 2 Fässern oder der Wand und einem Ball oder Pylonen etc.
Oft ist jeder einzelne dieser Engpässe schon furchterregend oder zumindest heikel für das Pferd. Wenn wir uns jetzt den Pferdehänger anschauen, dann umfasst dieser alle 3 Sparten: ÜBER die Rampe, UNTER dem Hängerdach DURCH den Engpass im Hänger hinein.
Wenn ich also ein Pferd verladesicher machen möchte, dann ist für mich persönlich zuerst einmal wichtig, dass Vertrauen und Respekt vorhanden ist und ich mit dem Pferd eine Kommunikation auf den Strategien des Natural Horsemanship habe.
Dann beginne ich außerhalb des Pferdehängers die 3 Engpässe als solches dem Pferd nahezubringen, das ist dann die beste Voraussetzung um danach auch den Hänger zu betreten, denn durch diese Vorbereitung wird das Pferd mutiger und selbstbewusster. Und um einen Hänger zu betreten gehört eine Portion Mut und Selbstvertrauen dazu.
1. Drüber: Hier stelle ich mich parallel zum Objekt(siehe Fotos), z. B. Cavaletti , also da wo das Kreuz des Cavaletti ist und schicke das Pferd Richtung Cavaletti. Ich schicke es los und nehme sofort, wenn es losläuft, die Energie weg vom Pferd. Läuft es nur einen Schritt Richtung Cavaletti, so lasse ich es einen Moment dort pausieren.
Ich merke mir die Stärke der Energie, mit der ich das Pferd losgeschickt habe und das Ergebnis. Also hat diese Energie für einen Schritt gereicht und ich möchte, dass es über das Cavaletti läuft oder springt, dann brauche ich enorm mehr Energie in diesem Moment für dieses Pferd.
Bevor ich es wieder für Vorwärts frage, lasse ich es ein oder mehrere Schritte zurückgehen und frage sofort aus dem Rückwärts heraus wieder für Vorwärts. Das tue ich deshalb, weil ein Pferd, das vor einem Objekt anhält, rückwärts denkt, denn würde es vorwärts denken und über das Objekt gehen wollen, dann hätte es diese getan. Da es aber angehalten hat, ist dies nicht der Fall und ich schicke es dorthin, wohin es denkt, bevor ich es wieder nach vorne gehen lasse.
Auch die Rückwärtsenergie muss dosiert werden. Habe ich ein sehr nerviges und sensibles Pferd, dann reicht es oft mit ganz wenig Energie für 1 oder 2 Schritte rückwärts zu fragen, um es dann wieder nach vorne zum Objekt gehen zu lassen. Habe ich ein faules Pferd, das sich nur auf Sparflamme bewegt, dann werde ich die Energie ins Rückwärts entsprechend hochfahren und auch in die Vorwärtsenergie mehr Intensität geben.
Es ist ähnlich wie beim „Topfklopfspiel“ auf Kindergeburtstagen. Dort wird ein Topf verkehrt herum auf die Erde gestellt, mit der Öffnung nach unten und im Topf ist Naschzeug versteckt. Das Kind bekommt nun die Augen verbunden, wird mehrfach um die eigene Achse gedreht und bekommt einen Rührlöffel in die Hand und geht nun in den Vierfüßlerstand auf die Erde. Je näher es dem Topf kommt (den es ja nicht sieht, da die Augen verbunden sind), desto lauter sagen alle anderen Kinder „…lauwarm, warm, warm, heiß, heißer“ usw.“, je weiter weg es vom Topf kommt, um so lauter sagen alle anderen Kinder „…kühl, kalt, kälter, eiskalt“usw.“ und ganz schnell findet das Kind am Boden den richtigen Weg zum Topf.
Wenn wir dies nun auf das Pferd übertragen, dann ist das Objekt, in diesem Falle das Cavaletti, der Topf. Da das Pferd die Worte „Heiß“ und „Kalt“ nicht versteht, ist es „kalt“ für das Pferd, wenn es unbequem wird, also z. B. wenn ich es mit viel Energie rückwärts oder weg vom Objekt schicke und „warm“ ist es, wenn ich meine Energie komplett herunterfahre und es am Objekt oder in Richtung des Objektes Pause machen lasse. Hier kommt es vor allem auf eines an: RICHTIGES TIMING!
Also im richtigen Moment einfach nichts mehr zu tun und die eigene Energie komplett runter zu fahren. So arbeite ich mich also Stück für Stück voran, bis das Pferd über das Cavaletti springt oder geht. Auf der anderen Seite halte ich es an und mache eine kleine Pause(wenn es ein Pferd ist, welches es schätzt angefasst zu werden, kann ich es auch streicheln) und schicke es nun von der anderen Seite über das Objekt. Ich selbst verlasse meinen Platz nicht. Das Pferd geht im Grunde immer Halbkreise vor mir über das Objekt und hält wieder an und macht einen Richtungswechsel. Ich frage mindestens 4-5 x in jede Richtung, dann suche ich mir eine neue Herausforderung.
2. Drunter: Wenn Sie Helfer zur Hand haben und ein nicht so großes Pferd, dann nehmen Sie doch einfach 2 Hindernisständer und legen auf höchster Stelle eine Stange auf, die von den Helfern an beiden Ständer festgehalten wird, damit das Pferd diese nicht herunterholt.
Wenn Sie ein kleineres Pferd haben, dann geht es womöglich auch ohne Helfer, da das Pferd ja nicht so groß ist, dass es mit dem Rücken oder dem Kopf die Stange streifen könnte. Sehr gerne nehme ich als sichere Alternative zur Stange ein rot-weißes Baustellenband und binde es an einem Hindernisständer und der Wand fest, sodass es notfalls einfach abreist, wenn das Pferd z. B. daran hängen bleibt.
So habe ich nun ein rot-weißes Band, unter dem das Pferd durchgehen kann. Das Prinzip ist das gleiche wie bei 1.Drüber, nur dass es jetzt unter der Stange oder dem Band durchlaufen soll. Achten Sie auf die kleinsten Verbesserungen, vielleicht beginnt alles damit, dass das Pferd 2 m vor dem Objekt anhält und nach mehrmaligen Versuchen mit rück-und vorwärts steht es nun endlich mit der Nase in Höhe des Objektes, dann ist das ein deutlich größeres Ergebnis als vorher und für größere Ergebnisse gebe ich eine größere Pause und für kleinere Ergebnisse eine kleinere Pause.
Es kann passieren, dass nachdem das Pferd schon mit der Nase und Kopf unter der Stange hindurch stand, es plötzlich wieder einen Rückschlag gibt und das Pferd z. B. 1m vor der Stange anhält und auf keinen Fall näher kommen will. Es kann sogar sein, dass es nun einige Zeit dauert, bis es wieder mit der Nase unter der Stange ist. Nun ist das natürlich im Vergleich zu gerade eben ein großes Ergebnis, obwohl ja z. B. 15 Minuten vorher vielleicht schon der ganze Kopf unter der Stange war.
Deshalb ist es wichtig, hier wieder eine sehr große Pause zu machen, denn die paar Minuten vorher war es ja noch nicht einmal bereit, in die Nähe der Stange zu gehen und das ist ein wichtiger Unterschied. Auch hier frage ich das Ganze wieder mind. 4-5x in jeder Richtung ab, am besten so lange, bis das Pferd locker und entspannt über, unter oder durch das Objekt läuft.
3. Durch: Hier nutze ich gerne 2 Tonnen und beginne mit dem Abstand, den das Pferd noch locker akzeptiert. Angenommen, das Pferd braucht zu Beginn 4 m Abstand zwischen den Tonnen, dann werde ich nach 4-5x fragen in jede Richtung die Tonnen immer ein Stück näher zusammenstellen, bis ich ungefähr die Breite des Platzes im Pferdehänger erreicht habe.
Das kann 5 Minuten dauern oder auch eine halbe Stunde oder einen halben Tag. Zeit ist ein wichtiger Faktor dabei. Sie sollten Zeit ohne Ende haben, wenn Sie mit diesen Vorbereitungen fürs Hänger verladen beginnen und keinerlei Erwartungen. Pferde haben ein Gespür für Zeitdruck beim Menschen und dann funktioniert oft gar nichts mehr.
Also beginnen Sie dies nur, wenn Sie z. B. einen ganzen Tag nichts vorhaben. Das ist die beste Voraussetzung, um in einer Stunde fertig zu sein. Wenn Sie allerdings nur 1 Stunde Zeit haben, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn es einen ganzen Tag dauert. Erst wenn ich Drüber – Drunter – Durch in allen möglichen Variationen mit Erfolg mit dem Pferd absolviert habe, gehe ich tatsächlich zum Arbeiten am Pferdehänger über.
Wenn Sie jedoch immer nur 1 Stunde Zeit haben, dann teilen Sie sich doch die Erfolge in kleine Tagesetappen ein, z. B. heute sind Sie zufrieden, wenn es 1m vor dem Hindernis ankommt, morgen dann mit der Nase am Hindernis ist und übermorgen, wenn es den 1. Fuß auf das Objekt stellt usw. …
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